Von Jörg Hüddersen für Heimatstube Lerbach e.V..
Eisensteinbergbau aus dem Dunkel der Vergangenheit an das Tageslicht geholtDer Eisensteinbergbau war seit rund 300 Jahren die wichtigste und größte Erwerbsquelle der Lerbacher, die seit 1551 urkundlich belegt im Bergdorf Lerbach ansässig ist. Zeitzeugen der historischen Bergbaugeschichte waren vor über 20 Jahren nur noch mit verfallenen, kaum erkennbaren Stollenmundlöchern der ehemaligen Eisensteingruben entlang des Sommerbergweges unterhalb der Alten Harzstraße, im Schiefertal am Neuen Weg nach Buntenbock und am Clausberg zu erkennen. Die Verhüttung des Eisensteins erfolgte von 1789 bis 1931 auf der Eisenhütte im Unterdorf des heutigen Erholungsortes Lerbach, Ortsteil der Stadt Osterode am Harz.
Interessengemeinschaft von Heimatfreunden seit 1990
Im Jahr 1990 setzten sich einige Lerbacher Heimatfreunde zusammen, um die Geschichte des Eisensteinbergbaus aus dem Dunkel der Vergangenheit an das Tageslicht zu bringen und für die Zukunft zu erhalten und zu fördern, sowie die Arbeit der Altvorderen (Vorfahren) zu würdigen.
Es bildete sich eine Interessengemeinschaft unter Leitung von Ortsbürgermeister Frank Koch. Es gab nur wenig Kenntnis, u.a. aus der Kirchenchronik von Pastor H.-A. Voigt, in der auch die Entstehung der Ortschaft, Gewinnung und Verhüttung des Eisensteins im Oberharzer Diabaszug, welcher vom Bremketal bis Altenau verläuft, beschrieben ist.
Die Einsichtnahme in Akten des Oberbergamtes Clausthal ermöglichte intensiveres Wissen mit urkundlichen Dokumenten. Das Ziel der Heimatfreunde lautete, einen Eisensteinlehrpfad einzurichten. Das Freilegen (bergmännisch: Aufwältigen) von Stollenmundlöchern mit Informationstafeln war notwendig. Alte, sogenannte "Stinkeschächte", in denen Lerbacher Einwohner Müll und Unrat der Haushalte und Wirtschaft entsorgten, wurden mit Hacke, Schaufel und Schubkarre bei vielen Arbeitseinsätzen vor Ort geöffnet und gesichert. Es erwachte der Gedanke, Museumseinrichtungen zu gestalten und Werkzeuge, Grubenrisse, Urkunden und Fotos auszustellen.
Zwanzig Gründungsmitglieder 1992
Um für die entstandenen Kosten bei den umfangreichen Arbeitseinsätzen Mittel aus öffentlicher Hand zu erhalten, entschlossen sich die Idealisten zur Gründung eines Fördervereins, denn Spenden von Mitbürgern und Gleichgesinnten reichten für das begonnene Werk zur Fortführung der ehrenamtlichen Arbeit nicht mehr aus. Das Geschaffene fand positive Resonanz in der Bevölkerung und Öffentlichkeit.
Zur Gründung eines Vereins trafen sich am 30. November 1992 zwanzig Heimatfreunde im Hotel Sauerbrey. An diesem Abend wurde bereits eine ausgearbeitete Satzung vorgelegt und erörtert. Zum Vorsitzenden wurde Rainer Kutscher, Stellvertreter Udo Raab, Schriftführer Hans-Joachim Kratsch, Schatzmeister Georg Reinhard und Beisitzer Frank Koch einstimmig gewählt. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte.
Die Hauptaufgabe in den folgenden Jahren war die Einrichtung des Eisensteinlehrpfades mit der Herrichtung desolater Stolleneingänge gegenüber dem Hotel "Glück Auf", sowie die sichtbaren Verschönerungen am Schwarzenberg im Ortsbereich. Jeweils mit einem kleinen Festakt erfolgte mit vielen "Zaungästen" die Einweihung und die ersten Holztafeln, inzwischen sind es rund 70, wurden zur Information an historischen Stellen aufgestellt. Die Stollenmundlöcher der Gruben Untere und Obere Kleeberg, Glücksstern, Blauer Busch und Weintraube sowie Versuchsstollen im Schiefertal wurden freigelegt und mit Türstockprofil, und zum Schutz des Fledermausquartiers mit Metalltor, welches das Symbol Schlägel und Eisen hat, ausgestattet. Nach den vielen Arbeitseinsätzen gilt es nunmehr das Geschaffene zu erhalten und kleine Reparaturen sind an der Tagesordnung.
Freilichtmuseum im Mühlental
Am 17. September 1994 wurde auf dem historischen Eisensteinbergbaugelände im ehemaligen Kurgarten im Mühlental durch Initiative der Heimatstube Lerbach e. V. ein kleines Freilichtmuseum über den Eisensteinbergbau eröffnet. Die Festansprache mit dem Titel "Der Vergangenheit verpflichtet in die Zukunft gewandt" hielt der Vorsitzende des Oberharzer Bergwerksmuseum in Zellerfeld Oberstudiendirektor Helmut Radday. Unter Beteiligung der Lerbacher Vereine wurde an diesem Tag auch die von Joachim Voigt gestiftete Vereinsfahne geweiht und die Blaskapelle Bergwerkswohlfahrt gab ein Konzert.
Bergbaurelikte mit Schacht und Stollen
Über den Eisensteinbergbau informiert eine übersichtliche Schautafel (Geologie, Mineralogie, Grubenkarte und Profilrisse). Vorhanden sind ein Stollenmundloch mit vorhandenem Türstockprofil, die Rekonstruktion eines Schachtes mit Handhaspel und Fördereinrichtung sowie verschiedene Grubenwagen, sogen. Loren bzw. Hunde und des Weiteren die Handwerkszeuge Kratze und Trog.
Köhlerei und Eisenhütte
Bergbau und Köhlerei gehören im Oberharz zusammen, daher wurde bereits ein Jahr später ein weiterer Teilbereich aus dem Erwerbszweig Köhlerei eingerichtet. Entstanden sind eine Köhlerhütte (Köte), ein Schnittmodell eines Holzkohlenmeilers sowie das Signalinstrument der Köhler, die Hillebille. Eine Schautafel informiert über das Gewerbe der "Schwarzen Gesellen". Die Transportgeräte wie Zweiradkarre, Handschlitten und Handwagen sowie eine Sitzbank sind ausgestellt.
Da von 1789 bis 1932 in Lerbach eine Eisenhütte bestand und somit dritter Erwerbszweig im alten Lerbach war, werden die Besucher bei ihrem Rundgang auch über die Verhüttung des Eisensteins und Betriebszeit des Königlichen Hüttenamtes mit einer Schautafel informiert. Ein großer, schwerer vierrädriger Wagen für den Transport der Modelle und Gusswaren erinnert an die letzten Jahre der Eisenhütte.
Eine vierte Tafel beinhaltet das Hut- und Weiderecht im Oberharz und beschreibt das Harzer Rote Höhenvieh, Kuhhirte mit Hütehund, handgefertigte Kuhschellen und Heuernte von den Bergwiesen. Weitere Tafeln in Form der Dennert Tanne informieren über die Arbeit im Walde und frühere Berufsbezeichnungen sowie Sinnsprüche aus alter Zeit.
Kulturelle Veranstaltungen und Prominente
Im Freilichtmuseum haben auch kulturelle Veranstaltungen stattgefunden, wie das Johannisfest, Waldarbeiter- und Kulturfest, Hüttentag, das 175jährige Jubiläum der Privat-Sparkasse Lerbach verbunden mit der Einweihung der Köte "Haumeister", eine Zackelschau, Hut- und Weidetag, goldene Konfirmationsfeier und Gottesdienst im Freien mit dem Lerbacher Posaunenchor.
Herauszuheben ist die Auftaktsendung der Umweltlotterie BINGO am 25. August 1998 mit dem Moderator Michael Thürnau und den Schlagerstars Drafi Deutscher und G.G. Anderson.
Ruhebänke und Tische laden in dem gepflegten Rondell des Freilichtmuseums zum Verweilen ein und die Köte sowie der Musikpavillon bieten auch bei Regen einen trockenen Platz.
Die Außenhaut der „Köte Haumeister“ musste im September 2012 erneuert werden. Allein die Instandhaltungskosten belaufen sich auf rund 5.000,-- €.
Waldarbeitsstube über Arbeit im Walde
Am 27. März 1999 wurde im Erdgeschoss der ehemaligen Volksschule in der Friedrich-Ebert-Straße 67 mit einem Tag der offenen Tür das kleine Dorfmuseum über die Arbeit im Walde eröffnet. Bürgermeister Wolfgang Dernedde dankte für den Einfallsreichtum und die dauernde Ausstellung. Am Eröffnungstag konnten rund 100 Besucher Exponate aus Leihgaben und von verstaubten Böden in Augenschein nehmen. In sechs Vitrinen, Regalen, an Wandflächen und Decke sind die Gegenstände nach Fachbereichen sortiert und beschriftet. Bereits durch die großen Fensterscheiben des ehem. Frisörsalons von Arnold Knabe kann der Besucher Köhlerhütte, Sägebock und Hochsitz sowie Holzfuhrwerke (in Miniatur) betrachten. Überwiegend sind verschiedenartige Sägen, Beile, Äxte, Spaltkeile, Messwerkzeuge, Kiepen und Karren zu sehen. Es werden auch Gegenstände, Werkzeuge und Gerätschaften mit Bezeichnungen, die heute nicht mehr bekannt sind, vorgestellt. Wer weiß von den Jüngeren heute noch, was ein "Börbaum, Kluppe, Rümper" oder ein "Schränkeisen" ist und worin der Unterschied zwischen Axt und Beil besteht. Viele Gerätschaften mussten erst entrostet werden, um wieder wie neu auszusehen.
Fotografien und Dokumente
Rund fünfzig Fotografien vom Arbeitsleben der Köhler, Holzhauer, Fuhrleute und Kulturfrauen illustrieren das Bild der früheren Arbeit im Walde. Alte Urkunden, Kartenmaterial, Schriftstücke der Forstbehörden und Lohnarbeit sowie persönliche handschriftliche Aufzeichnungen runden das Bild ab. Vier Schaufensterpuppen in Lebensgröße zeigen alte Berufsbekleidung und -trachten. Auch ein Oberförster in Uniform wirft einen Blick auf Abwurfstangen eines Hirsches. Das "Hackermädchen" (Kulturfrau) sowie Holzfuhrmann begrüßen die Besucher und danken für Erscheinen. In der Advents- und Weihnachtszeit schmückt ein großer beleuchteter Schwibbogen das Schaufenster.
Lerbacher Heimatblätter
Aber da gibt es noch etwas aus der umfangreichen und vielfältigen Arbeit der Heimatstubenmitglieder, die "Lerbacher Heimatblätter". Seit 1994 werden zweimal im Jahr Heimatblätter erstellt, anfänglich mit 20 Seiten nur für Mitglieder. Inzwischen sind rund 1.500 Seiten in Wort und Bild von 10 bis 15 ehrenamtlichen Autoren erschienen. Die Heimatblätter sind ein Spiegelbild über Tradition, Arbeit der Altvorderen, Dorfentwicklung und Dokument für die Zukunft.
Heft 38 mit 76 Seiten von 13 Autoren mit 30 Artikeln erscheint zum 1. Advent in Auflage von 500 Exemplaren zu je 3,-- €. Für die 365 Mitglieder, darunter rund 100 Auswärtige im gesamten Bundesgebiet, ein Bindeglied zur Heimat und Dorfgemeinschaft. Bei einem jährlichen Vereinsbeitrag von 12 € ist diese heimatkundliche Zeitschrift auch ein Werbefaktor für den Harz. Dank an die Akteure mit Glück auf und Bitte auch für die Zukunft Beiträge zu fertigen.
Redaktion: frank.koch.lerbach@t-online.de
Erhältlich bei LOTTO-TOTO Gärtner und beim Vorsitzenden Rainer Kutscher in Lerbach (Heimatblätter ab Heft 20 noch vorhanden)
Text: Rainer Kutscher
18:00 Uhr, Schützenstube Lerbach
5. Übungsabend Kleinkaliber i
16:00 Uhr, Schützenstube Lerbach
Vereinsschießen der Lerbacher Vereine und Verbände i
Kurzes Fest im langen Tal – Lerbacher Wirtschaftstag i
18:00 Uhr, Schützenstube Lerbach
6. Übungsabend Kleinkaliber i
16:00 Uhr, Schützenstube Lerbach
Freischießen zum Schützenfest