Mi., 19.
April 06

Privatsparkasse bald nur noch Automatenstation?

Bankvorstand Torsten Janßen bei der Vorstellung des Vertriebskonzepts

Von Jörg Hüddersen für Shoptreff der Volksbank im Harz e.G..

Es fehlt ein Agenturnehmer

Die Volksbank muss sparen und ist dabei, ihr Geschäftsstellennetz zu straffen. Damit tut sie das, was andere Institute - auch ortsnahe wie die Sparkasse - auch tun. Nun geht es aber um die Schließung der ältesten Genossenschaftsbank Europas, der Privatsparkasse Lerbach.

Nachdem der Vorstand im März bereits die Vetreter der Bank informiert hatte, gab es jetzt während einer außerordentlichen Ortsratssitzung eine Information durch Vorstand und Aufsichtsrat der Bank. Hierzu war neben den Bankvorständen Torsten Janßen und Norbert Gössling auch der Vorsitzende des Aufsichtsrats nach Lerbach gekommen. Im Anschluß an die Sitzung konnten die etwa 80 erschienenen, meist älteren Einwohner Lerbachs Fragen stellen.

Volksbank-Vorstand Torsten Janßen stellte das Vertriebskonzept vor, das die Volksbank bis Ende des Jahres umsetzen will. Dieses Konzept sieht für Lerbach wie auch für weitere Orte vor, die mannbesetzte Bank durch eine Agentur zu ersetzen, die durch einen u.U. auch bankfremden Agenturnehmer betreut werden soll. Doch genau an diesem Agenturnehmer scheitert es in Lerbach.

Es fand sich in den letzten eineinhalb Jahren niemand in Lerbach, der oder die bereit gewesen wäre, eine solche Agentur zu übernehmen. Die Alternative ist nun die "Zusammenlegung" der Privatsparkasse mit der Hauptstelle in Osterode. Hierbei drückt terminlich nicht nur die geplante Umsetzung des Vetriebskonzepts bis Ende des Jahres sondern auch die Tatsache, dass es einen Kaufinteressenten für das Gebäude der Privatsparkasse gibt. Daher soll bereits auf der Aufsichtsratssitzung am kommenden Montag eine Entscheidung fallen. Im Falle eines Verkaufs würde die Volksbank in der Privatsparkasse dann vom neuen Eigentümer Räumlichkeiten anmieten, um dort weiterhin einen Geldautomaten und einen Kontoauszugsdrucker vorzuhalten. Die weiteren Dienstleistungen sollen im Wesentlichen telefonisch durch das neu eingerichtete Kundenservice-Center sowie durch mobile Berater zu Hause bei den Kunden erbracht werden.

Sollte sich nach dem vollzogenen Verkauf des Bankgebäudes in Lerbach noch ein Agenturnehmer finden, sei es aber auch weiterhin möglich, eine Agentur einzurichten, dann eben nur nicht mehr in dem jetzigen Gebäude, so Janßen. Als Termin für die Schließung der Privatsparkasse nannte Janßen den 30. Juni.

In der anschließenden Fragerunde stellten zunächst die Ortsratsmitglieder ihre Fragen. Dabei wurden als Alternative ein Bankbus oder die nur stundenweise Besetzung der Privatsparkasse angeregt. Beides sei nach Auskunft von Janßens Vorstandskollege Norbert Gössling durchgedacht worden. Gegen den Bankbus sprechen gestiegene Sicherheitsanforderungen, die so nicht zu erfüllen seien. Gegen die weitere Reduzierung der Öffnungszeiten auf wenige Stunden sprächen einerseits personaltechnische Gründe (Vertretungsregelungen, Urlaub, etc.) und andererseits die Tatsache, dass sich dadurch die Kosten für die Räumlichkeiten nicht reduzieren ließen.

Nach dem Ortsrat konnten dann Fragen aus dem Publikum gestellt werden. Neben dem allgemeinen Bedauern, das bis hin zu emotionalen Ankündigungen des Verkaufs der Genossenschaftsanteile reichte, wurde immer wieder die Frage gestellt, wie sich vor allem die älteren Lerbacher in Zukunft mit Bankdienstleistungen versorgen sollen und warum die Bank die Agentur nicht mit eigenen Mitarbeitern betreiben will. Der Einsatz eigener Mitarbeiter scheidet nach Angaben der Bankvorstände Janßen und Gössling auch deshalb aus, weil das angebotene Entgelt für die Agentur in der Höhe einen Zusatzverdienst für ein bestehendes Geschäft aber kein eigenständiges Einkommen darstelle. Was die Versorgung der älteren Mitbürger angehe, so stellte Janßen die Frage, was denn eigentlich mit dem Bargeld geschehe, das in Lerbach abgehoben werde. Vielfach werde es dann doch in Osterode auf dem Markt oder bei Kaufland ausgegeben, wo auch Automaten der Volksbank zur Verfügung stünden. Diese Automaten würden nach Erhebung der Volksbank von den Lerbacher Kunden ohnehin reichlich genutzt.

Bankvorstand Torsten Janßen bei der Vorstellung des Vertriebskonzepts
Torsten Janßen und Norbert Gössling bei der Beantwortung der Fragen aus dem Publikum
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