Do., 07.
Okt. 10

Zweite Bürgerversammlung zur Dorferneuerung

Von Jörg Hüddersen für Dorferneuerung Lerbach.

Dorferneuerungsplan wurde vorgestellt

Mit etwa 90 Teilnehmern war der Saal im Hotel Sauerbrey gut gefüllt, als Ortsbürgermeister Frank Koch neben vielen Lerbachern Osterodes Bürgermeister Klaus Becker, Stadtbaurat Thomas Christiansen, Rainer Mackensen vom Bauamt der Stadt Osterode, Birgit Roth und Petra Papke vom Amt für Landentwicklung sowie Dirk Puche und Hajo Brudniok von der ausführenden Planungsbürogemeinschaft Lange/Puche und Brudniok zur zweiten Bürgerversammlung der Dorferneuerung begrüßen konnte.

Koch dankte allen Beteiligten für die Mitarbeit und die Erstellung des mehrere hundert Seiten dicken Dorferneuerungsplanes und ging kurz auf die seit über einem Jahr währende Planerstellungsphase ein.

Birgit Roth, die im Amt für Landentwicklung für die Genehmigung der Förderanträge zuständig ist, gab im Anschluss einen Überblick über die verschiedenen förderfähigen Baumaßnahmen. Hier ist wichtig zu wissen, dass für private Antragsteller max. 30% der Nettosumme bei einer Mindestinvestition von 8.340 € gefördert werden. Für öffentliche Baumaßnahmen beträgt die Förderhöhe sogar 50% der Nettosumme.

Dirk Puche bezeichnete den Abschluss der Planungsphase als Auftakt der Förderphase. Der Arbeitskreis Dorferneuerung war mit 58 Mitwirkenden der größte, den Puche bislang in einer Dorferneuerung gehabt hat. Das spreche für das Interesse der Lerbacher an der Dorferneuerung. Insgesamt wurden 1.160 ehrenamtliche Stunden und 750 Arbeitsstunden des Planungsbüros investiert.

An Fördermitteln stellt das Amt für Landentwicklung zunächst 600.000 € zur Verfügung. "Bisher hat noch kein Dorf diese Summe ausgeschöpft. Ich zähle hier auf Lerbach", sagte Puche. Er erläuterte die einzelnen Teile des nun fertigen Dorferneuerungsplans und ging auf positiven (Landschaft, Dorfgemeinschaft) und negativen Punkte (Schwimmbad, fehlender Dorfmittelpunkt, etc.) im Ort ein, die im Dorferneuerungsplan behandelt werden.

Besondere Sorge bereitet Dirk Puche die Bevölkerungsentwicklung: In Lerbach ist die Bevölkerung in den letzten Jahren um 30% zurückgegangen, während es in Osterode "nur" 10% waren. Hinzu kommt die Form der Lerbacher Haushalte die einen deutlichen Schwerpunkt bei den Senioren und bei Haushalten ohne Kinder aufweist. Insgesamt leben nur in einem Viertel der Haushalte in Lerbach noch Kinder.

"Etwa die Hälfte der Lerbacher Häuser werden in den nächsten 15-20 Jahren auf den Markt kommen", hat Puche errechnet. Und etwa zwei Drittel des weiteren erwarteten Bevölkerungsrückganges werden sich nach Expertenmeinung in Leerstand ausdrücken. Dem will Puche mit einem Attraktivitätscheck begegnen, in dem zehn Punkte wie Familienfreundlichkeit, Versorgung, Wohnen im Alter, Kultur und Freizeit, Wirtschaft usw. geprüft und im Arbeitskreis Dorferneuerung diskutiert wurden.

Sein Kollege Hajo Brudniok befasste sich danach mit den architektonischen Aspekten der Dorferneuerung. Hier habe sich der Fokus in den letzten knapp 30 Jahren, in denen es Dorferneuerung in Niedersachsen gibt, hin zu strukturellen Maßnahmen verschoben. Insofern fasste er die Vorstellung des umfangreichen Gebäudekatasters eher kurz, ging aber trotzdem auf die umfangreichen Arbeiten ein, durch die der Gebäudebestand im Ort komplett aufgenommen und auf bauliche Besonderheiten und Umgestaltungsmöglichkeiten geprüft wurde. Am Ende machte er das Angebot an die Lerbacher, bei Interesse für jedes Gebäude individuelle Lösungen zur Gestaltung und Sanierung zu erarbeiten.

Der Dorferneuerungsplan enthält auch Empfehlungen für die sog. Freiraumgestaltung. Hier schlug Dirk Puche u.a. vor, Blickschneisen vom Hexenstieg zur Ortslage zu schaffen. In Bezug auf die Gestaltung von Zäunen und Außenanlagen rügte er, dass "alles aufgebaut wird, was im Baumarkt so verkauft wird" und sich so ein sehr unruhiges Ortsbild ergibt.

An Maßnahmen, die konkret umgesetzt werden sollen enthält der Dorferneuerungsplan

  • die Gestaltung eines Dorfmittelpunktes im Bereich alte Schule/Schwarzenberg,
  • die Umgestaltung des Schwimmbadgeländes mit einem Masterplan, der auch den Mühlenteich, den Parkplatz am Skilift, den Skilift selbst und den Campingplatz mit einschließt
  • den Abriss des alten Pfarrhauses oberhalb der Kirche, wo durch Abriss des Gebäudes eine Park- und Freifläche entstehen soll
  • die Neugestaltung des Bereichs Feuerwehr / Liethweg mit der Schaffung eines öffentlichen Platzes

Im Moment noch nicht im Plan enthalten ist die Neugestaltung bzw. Sanierung der Friedrich-Ebert-Straße. Trotzdem laufen hier bereits Gespräche zwischen der Stadt Osterode und dem Landkreis, um auszuloten, welche Möglichkeiten bestehen. Für den Landkreis ist die Dorferneuerung die einzige Möglichkeit, Sanierungsmaßnahmen an der Straße überhaupt gefördert zu bekommen. Insofern ist dort ein Interesse, die Straße zu sanieren, durchaus vorhanden.

"Dass die Dorferneuerung ein Erfolg wird, liegt an Ihnen. Wir wollen Sie dabei begleiten, dass das ein Erfolg wird", schloss Dirk Puche die Vorstellung des Dorferneuerungsplans.

Frank Koch berichtete anschließend von den bereits erzielten Erfolgen. Dazu zählt die Gründung des Fördervereins Naturerlebnispark, die Beweidung der Bergwiesen und die Übernahme des Skilifts durch den Skiclub.

Heinz Gärtner vom Förderverein Naturerlebnispark stellte die Frage nach dem Beginn der geplanten Maßnahmen. Bürgermeister Becker zeigte das haushaltstechnische Verfahren auf und bekräftigte das Ziel der Stadt, so schnell wie möglich mit den Arbeiten auf dem Schwimmbadgelände zu beginnen.  "Herr Christiansen versucht gerade, Gelder, die beim Abriss des alten Krankenhauses übrig geblieben sind, für Maßnahmen in Lerbach einzusetzen", so Klaus Becker. Einen genauen Termin konnte er aber auch auf Nachfrage nicht nennen. Dies liegt insbesondere daran, dass die Übertragung von Mitteln der Wibo in den städtischen Haushalt steuerlich sehr kompliziert sei und bei der Verwendung von öffentlichen Geldern eben einige Regeln eingehalten werden müssten.

Zum Abriss des alten Schützenhauses teilte Thomas Christiansen mit, dass die Stadt derzeit die Statik des Gebäudes und vor allem die Auswirkungen auf das neue Schützenhaus prüfe. Der Abriss soll dann zeitgleich mit der alten Schule gegenüber erfolgen.

Bürgermeister Becker lobte in seinem Schlusswort die sachliche Arbeit im Arbeitskreis. Gleichzeitig bekräftigte er noch einmal die Bereitschaft der Stadt Osterode, die Dorferneuerung zu einem Erfolg zu führen. Ausdrücklich lobte er das Engagement des Fördervereins Naturerlebnisbad, der sich in zum Teil zwar harten aber immer sachlichen Gesprächen für den Ort eingesetzt habe. Trotzdem gäbe es im Ort auch einige wenige Leute, die nirgends mitarbeiten und hinterher alles schlechtreden, machte er seinem Ärger über die letzte Ortsratssitzung und den in der dortigen Bürgerfragestunde gemachten Äußerungen und Angriffen Luft.

v.l.n.r. Rainer Mackensen, Thomas Christiansen, Klaus Becker und Frank Koch
v.l.n.r. Dirk Puche, Hajo Brudniok, Birgit Roth und Petra Papke
Begrüßung durch den Ortsbürgermeister
Birgit Roth erläutert die Fördermöglichkeiten
Dirk Puche ...
... und Hajo Brudniok stellen den Dorferneuerungsplan vor
Nachfrage von Heinz Gärtner zum Beginn der Baumaßnahmen
Schlußwort des Bürgermeisters
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